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Die Anreise:
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Im Sommer: Kurz nach
Mitternacht bin ich nach der Fahrt mit dem D-Zug über Halle/Saale in Berlin- Schönefeld am Flughafen, wo ich bereits einige bekannte Trassengesichter wiedererkenne. Im Vergleich zum Winter ist heute etwas mehr
Betrieb hier. Mein Gepäck, ein Rucksack und eine Reisetasche, ist wesentlich weniger, als bei der ersten Ausreise im Winter.
So bekomme ich schnell noch ein Kurierpaket (11 kg) zugeschoben, was ich mir nicht getraue abzulehnen. Nach der üblichen Pass- und Zollkontrolle sitze ich im Transitraum, wo mit mir viele Trassenleute aus Barda, Gornosawodsk und Kungur auf den Abflug unserer Maschine
warten. Pünktlich 4:20 Uhr hebt sich die TU 134 A zum Flug “IF 610” nach Moskau ab. Es ist noch dunkel beim Start, aber nach etwa 1/4 Stunde ist nach Durchbruch der
dichten Wolkendecke strahlend blauer Himmel über uns. Gegen 8:30 Uhr Ortszeit landen wir bei starker Bewölkung und +12 °C in Moskau-Scheremetjewo 2, von wo wir,
der Bus und der W 50 gleich zum Kasaner Bahnhof fahren. Am Bahnsteig 4 steht unser Zug “Malachit” bereit, im letzten Wagen Nr. 15 im Abteil 5 finde ich Platz. Ich liege wieder oben, während sich die zwei Trassenneulinge
über ihren Schlafplatz nicht einigen können. Fast pünktlich um 13:00 Uhr Moskauer Zeit fahren wir ab. Die erste größere Stadt, die wir erreichen, ist Wladimir, deren
Kirchenkuppeln ich vom Zug aus sehe. Nach kurzer Fahrt entlang der Oka, einem Nebenfluss der Wolga, sind wir bei Sonnenuntergang in Gorki. Die reichlich 45 Min. Verspätung
hat der Zug inzwischen wieder aufgeholt. Pünktlich 18:00 Uhr Ortszeit (Swerdlowsk) kommen wir bei herrlichstem Sommerwetter in Tschussowoi, unserem Zielbahnhof an.
Der Ikarus-Abholbus steht schon bereit und es gibt als Serviceleistung des HAN-T für die ganz Durstigen zur Begrüßung sogar Bier für den üblichen Preis von 70 Kopeken.
Noch bei Sonnenschein kommen wir gegen 20:30 Uhr im Wohnlager II in Beresowka an, wo die meisten bleiben, auch meine zwei BMK-Kollegen vom Zug, denn das Zeckenkamp soll voll belegt sein.
Nach der Passabgabe und dem Empfang des provisorischen Ausweises fahren wir mit dem Pas-Bus weiter zur Zecke, dem Wohnlager I. Dort werde ich provisorisch bis zum
morgigen Arbeitsbeginn in der Bürobaracke auf der Baubase untergebracht. |
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Der Truden:
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Diesen Begriff werdet Ihr wohl vergeblich in einem deutschen Wörterbuch suchen.
Ich habe ihn einfach aus meinem Ohrschmalz herausgefunden. Hier
will ich eine Sammlung von typischen Trassenausdrücken und Fachbegriffen auflisten, die bitteschön von allen meinen werten Besuchern jederzeit gerne aufgefrischt oder ergänzt werden kann und auch soll.
Mein Wunsch ist es, letztendlich einen kleinen Trassen-Duden, den TRUDEN für jeden Erdgastrassen-Interessenten und natürlich auch für die alten Trassen-Hasen anzubieten.
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Die Zecke
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..... das wohl bekannteste und eines der ersten Wohnlager im Ural, bestehend
aus BUD mit einer Gesamtkapazität von 480 Betten und einer zusätzlichen Wohnwagenburg, für den Bau der Stationen VS 2z und VS 1j
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Die Berjo-Band
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..... die während der Jahre 1986-88 in und um Beresowka - auch “Berjosowka, Berjosuffka oder Lackschuh-Zentrale” genannt -
aktive Trassen-Rock-Cover-Tanz-Multi-Kulti-Band
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Das Brett
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..... der Ort, wo man sich ähnlich einer DDR-Imbissbude die für den täglichen Bedarf nötigen Dinge für Rubel kaufte ..... so etwa Zahnbürste, Shampoo,
Briefpapier, und sogar solche Bück-dich-Artikel wie Rosenthaler Kadarka, Lübzator Pilsner, Bautzener Schokoblattkekse, Halloren-Kugeln, Weinbrandbohnen ohne Kruste usw.
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Der Steher
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..... der wöchentliche Disco-Abend in den jeweiligen dem Wohnlager am nahest gelegenen russischen Ortschaften, durch fehlende Sitzgelegenheiten wurde
im Kreise um die Tanzenden geschaut, getrunken und getanzt
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Die Gitarre
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..... der Bereich innerhalb der Verdichterstation, in welchem die erdverlegten Gasleitungen nebeneinanderliegend wie die Saiten auf einer Gitarre die Verbindung herstellten
zwischen den Objekten Gasaufbereitung, Gasreinigung, -verdichtung und der Gaskühlung
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Rübenfest
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..... der Tag, an dem jeder Trassenerbauer die für die Zeit vor Ort festgelegte Auslösung in Rubeln ausgezahlt erhielt (und schnellstmöglich am
Brett gegen Waren des täglichen Bedarfs eintauschte) in unserer Zeit am Ural waren das genau 3 Rubel pro Tag
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Goldy
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..... die hochprozentige Schnapsmarke Goldkrone oder auch Goldbrand
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Knack
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..... Bodenmaterial, welches aus einer bestimmten Region, meistens einer
Seitenentnahme entnommen wurde und im Austausch für den schlammigen Erdstoffaushub als verdichteter Unterboden wieder eingebaut wurde.
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Rosi
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..... die in der Heimat so beliebte Rotweinmarke, die hier flaschenweise konsumiert werden durfte
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Krambi
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..... der von dem Konsum Spirituosenbetrieb Allstedt mit 40% als wohltuend und magenfreundlich ausgelieferte kräftige Magenbitter
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Trassen-Echo
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..... das von der FDJ-Grundorganisation Zentrales Jugendobjekt Erdgastrasse vor Ort vertriebene Informationsblatt, erschien monatlich
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Malachit
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.... Express-Zug von Moskau/Kasaner Bahnhof nach Nishni Tagil im Ural, wir nutzen die Sonderwaggons bis Tschusowoi, normale Abfahrt: ca. 13:00 Uhr, normale Ankunft: ca. 18:00 Uhr
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PAS-Bus
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..... der russische hochgebockte Kleinbus, kommt auch bei widrigen Strassenverhältnissen ziemlich schaukelnd ans Ziel
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Seitenentnahme
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..... die vom russischen Auftraggeber zugewiesene Stelle der Entnahme verdichtungsfähiger Erdmassen zum Einbau in der UIW und Fundamentierung, meist sehr weit von der Baustelle
entfernt
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Der LT
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..... der lineare Teil des Erdgasgeschäftes, also die verbindenden Rohrleitungen zwischen den ca. 150 .... 200 km voneinander entfernten Verdichterstationen, also die eigentliche
Trasse aus Stahlrohren (hauptsächlich Mannesmann) 1420 x 23,2 mm
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Rynok
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..... der Wochenmarkt in den Ortschaften
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Baubase
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..... die Baustelleneinrichtungen mit Mischanlage, Materiallager, Kantine, Werkstätten etc. von der eigentlichen Verdichter- Baustelle ca. 1 ... 2 km entfernt errichtet
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Sammi
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..... der von den Einheimischen hochprozentig Selbstgebrannte
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Die Abtreiberbank
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..... die letzte Sitzreihe im PAS-Bus
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Laut-und-leise-Lampe
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..... das obligatorische technische Souvenir jedes Trassowtschiks, eine Tischlampe mit Dimmer (meist kitschige Nostalgie-Form)
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BUD
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..... unsere Unterkunfts- und Bürobaracken vom Typ Dölbau
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YUGO-Rippe
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..... die von unseren Vorgängern neben der NSW-Station hinterlassene Erdstoffhalde, die uns sehr bei der Realisierung der VS 1j behinderte und
die wir dann sogar auf eigene Rechnung noch beseitigen durften
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